Die Anforderung an die Ausrüstung ist hoch, da man sich in jeder Situation darauf verlassen können muss! Aufgrund meiner Erfahrung im Grenz-und Expeditionsbereich, stelle ich Euch die passende Ausrüstung zusammen und gebe Euch ein Überblick über die Materialien und was man wofür nutzt.
Grundausrüstung
Wie bereits erwähnt müsst Ihr Euch in jeder Situation auf Eure Ausrüstung verlassen können. Sie muss leicht sein (denn was nützt Euch das stabilste Equipment, wenn Ihr es alles in allem nachher
nicht tragen könnt?), klein verpackbar (Ihr könnt nicht Tonnen an Zeug mit Euch herumschleppen), robust (denn es gibt keinen Ersatz), schnell trocknend sein, und und und.
Kurz: Rüstet Euch für das Härteste und nehmt dazu das Beste, dann gibt’s am wenigsten Enttäuschungen (was das kleinere Übel wäre).
Jetzt kommen wir zu den einzelnen Dingen die man braucht
Rucksack
Dieser sollte viel Platz bieten, um Eure Ausrüstung unterzubekommen. Ich empfehle 70 l und mehr. Denkt daran, man muss Ihn nicht zur Gänze füllen, aber wenn er zu klein gewählt wurde, ist eben
kein Platz mehr wenn was zusätzliches dazu kommt Viele Modelle sind so ausgelegt, dass sie sich aufstocken lassen z.B. 70 l + 10 o.ä.
Der nächste wichtige Punkt ist das Tragesystem. Was nützt Euch ein Lastesel, wenn Ihr ihn mit 25-30 kg vollpackt, weil er diesen Platz bietet, Ihr aber nach ein paar Kilometer
das Gefühl habt, der Rücken bricht ab, weil das Gewicht schlecht verteilt ist!!!
Wichtig ist der Hüftgurt. Er verhindert, dass das ganze Gewicht des Rucksacks auf den Schultern des Trägers liegt, was schnell zu Ermüdungserscheinungen und Rückenschmerzen führt. Der Hüftgurt
verlagert das Gewicht auf die Hüften, der Rücken wird
dadurch deutlich entlastet. Der Hüftgurt sollte fest und breit, die Schultergurte sollten nicht zu weich sein und auch nicht zu fest angezogen werden, um die Hauptlast auf den Hüften zu lassen.
Die Rückenlänge muss verstellbar sein. Das Tragegestell ist eines der wichtigsten Dinge bei Eurem Rucksack, da es die Last gleichmäßig auf den Körper überträgt und für Stabilität sorgt. Das
Tragegestell kann bei hochwertigen Rucksäcken, sogar aus einer Karbonplatte bestehen, gewöhnlich jedoch aus ein bzw. zwei Aluminiumschienen oder einer Kunststoffplatte. Diese
Rucksackvarianten bezeichnet man als Innengestellrucksäcke. Bei Außengestellrucksäcken, auch Kraxen genannt, wird das Metallgestänge des Rucksacks außen angebracht und der Rucksack wird am
Tragegestell befestigt. Diese Modelle werden zum Tragen von wirklich schweren Lasten eingesetzt und sind als Trekkingrucksack eher untauglich. Zudem sind sie sperrig und schwerer als ein Rucksack
mit Innengestell.
Zusätzlich gibt es für verschiedene Modelle noch zusätzliche Packtaschen für außen. Eine Regenhülle mit der entsprechenden Größe (auf die Literangabe achten!) ist sehr wichtig.
Um den Rucksack etwas unauffälliger zu gestalten, empfehle ich eine Regenhülle in der Farbe oliv zu nehmen, da man die entsprechenden Rucksäcke selten in Tarnfarbe oder Oliv bekommt. Wir reden
hier von Trekking und Expeditionsmodellen! Die sind oft eher in auffälligen Farben gehalten, aber wirklich top in Ausstattung, Material und Zweckmäßigkeit!
Noch was, vergesst bitte die Modelle der Bundeswehr! Das gilt für Kleidung genauso! Gut getarnt, aber schwer, unpraktisch, kurz: Einfach nicht zu gebrauchen. Damit geht niemand auf Tour, zumindest niemand, mit auch nur einem Minimum an Erfahrung. Glaubt mir das!
Der Packsack an sich ist unterteilt in Toplader – lässt sich von oben befüllen – und Frontlader, ausgestattet mit einem großen Reißverschluss auf der Packsackvorderseite, der für einfachen und schnellen Zugriff auf den Rucksackinhalt sorgt. Frontlader besitzen oftmals zusätzlich noch einen Zugriff von oben. Die Rucksäcke unterscheiden sich zusätzlich noch durch verschiedenste Ausstattungen, wie zusätzliche Öffnungen für Trinksysteme, Kompressionsriemen, die dafür Sorge tragen, dass die Last näher am Körper getragen wird und somit für mehr Stabilität und Tragekomfort sorgen, weiterhin durch zusätzliche Seiten oder Fronttaschen für schnellen Zugriff auf wichtige Utensilien (Handschuhe, Mütze,) während des Trekkens, ohne gleich den gesamten Rucksack auszuräumen zu müssen.
Welcher Rucksack für welche Tour?!
Als Grundregel, wie bei allen anderen Ausrüstungsgegenständen auch, gilt: Die richtige Ausrüstung für den richtigen Einsatz! Nur so ist gegeben, dass böse Überraschungen mit der Ausrüstung in
Extremsituationen oder auch sonst minimiert werden. Daneben muss der Rucksack auch passen. Ausschlaggebend hierfür ist die Rückenlänge. Man unterscheidet kurz 40-49 cm, mittel 48-59 cm und lang
58-69 cm für die einfache Bestimmung der Rückenlänge. Die angegebenen Maße sind der Abstand zwischen der Oberkante der Schulterblätter bzw. dem dominanten 7. Halswirbel und der Oberkante der
Beckenknochen.
Da kein Rücken dem anderen gleicht, empfehle ich mehrere Tragesysteme und somit unterschiedliche Rucksäcke von verschiedenen Herstellern zu testen, indem man sie im Laden bepacken lässt und
probeträgt.
Auch gibt es Rucksäcke, die auf die Formen der Frau angepasst sind. Sogenannte Frauenrucksäcke. Sie zeichnen sich durch eine kürzere Rückenlänge, kürzere und schmalere Schultergurte sowie konisch
geschnittene Hüftgurte aus. Auch hier gilt es, mehrere Modelle im Vergleich anzuprobieren. Das Bepacken im Laden nicht vergessen, da man erst so feststellen kann, ob der Rucksack im Einsatz
wirklich gut sitzt.
Tagestouren
20 – 25 l Volumen sind hier genug, im Gebirge bis empfehle ich 35 l, damit auch noch etwas wärmere Bekleidung Platz findet. Wer Gentleman ist und das Gepäck für die gesamte Familie trägt, sollte
einen Rucksack mit 35 – 45 l Volumen wählen. Rucksäcke in diesem Volumen bezeichnet man als Daypacks (Tagesrucksäcke). Sie sind mehr für den urbanen Gebrauch gemacht und haben
dafür oft nützliche, teils unnötige Details, wie gepolsterte Fächer für den Kopfhörerausgang des MP3-Players usw. Man unterteilt in dieser Sparte nochmals nach speziellem Gebrauch, wie z.B. mit
Extrapolsterung für Notebooks, Trinkrucksäcke mit bereits integriertem Wasserreservoir und vielem mehr.
Hüttentouren über mehrere Tage
Wenn kein Schlafsack und Essen mitgenommen werden muss, dann genügt ein Rucksack mit 40 – 50 l Volumen. Rucksäcke in dieser Kategorie bezeichnet man als Tourenrucksäcke. Diese
Rucksäcke sind etwas spezieller als Trekkingrucksäcke auf verschiedene Outdooraktivitäten ausgelegt, wie beispielsweise Modelle für den hochalpinen Einsatz (Gletschertouren, Klettertouren), oder
auch für Skitouren mit Halterungen für Ski oder Snowboard, Pickel, Steigeisen, Karabiner und Helm. Aber auch für den Normal-Wanderer gibt es entsprechend einfach ausgestattete Modelle.
Touren von ein bis zwei Wochen
Der sogenannte Trekkingrucksack sollte über 60 – 80 l Volumen verfügen. Hier sollte bereits auf das Gewicht des Rucksacks geachtet werden, da Nahrungsmittel und Brennstoff gerade
in Wildnisgebieten mitgenommen werden müssen und einen Hauptteil des Gewichtes ausmachen. Verzichtet auf jeglichen Schnickschnack, der nicht unbedingt nötig ist. Einen 25 kg Rucksack in der Stadt
mal Probetragen ist schon für untrainierte wenig spaßig, das Ganze dann in unwegsamen Gelände6Lasst Eurer Fantasie freien Lauf! Diese Modelle sind für größere Lasten von 20 – 25 kg ausgelegt und
sind mit einem bereits oben beschriebenem Innen- oder Außengestell ausgestattet. Der Packsack ist aufgeteilt in einen oberen und unteren Teil, oftmals durch einen umlaufenden Reißverschluss
voneinander getrennt und ist insgesamt eher schmal gehalten. So sorgt er für ein besseres Gleichgewicht beim Tragen. Ist er zu hoch, verliert man schnell die Balance und ist er zu breit, wird man
auf engen Passagen – schmalen Felspfaden nahe einem Steilabbruch – zu sehr eingeschränkt.
Touren über mehrere Wochen / Expeditionen
Der Expeditionsrucksack sollte 75 l (z.B.: 65+10) und mehr fassen (bis zu 130 l sind da möglich, aber denkt daran, dass Ihr den noch tragen müsst!!!), nach oben gibt es wenig Grenzen, lediglich
das Gewicht der zu tragenden Last setzt hier das Limit. Das Volumen hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wetter, Klimazonen und Jahreszeit sind wichtig und zu beachten. Im Winter nutzt man eher
eine Pulka (Zugschlitten) wegen der umfangreicheren Ausrüstung (Schlafsack, Kleidung, Essen und Brennstoff) und dem verhältnismäßig einfacheren Transport durch den Schlitten. Ich
war schon mit guten 70 kg in der Pulka für
mehrere Wochen unterwegs. Tragt das mal im Rucksack Auch im Frühjahr und Herbst ist mehr Ausrüstung nötig als im Sommer, da es durchaus kalt werden kann und dementsprechend der Schlafsack usw.
voluminöser ausfallen wird.
Auf mehrwöchigen Touren minimiert und optimiert man die Ausrüstung soweit, dass man wirklich nur das Nötigste mitnimmt, um noch genügend Reserven für Treibstoff und Essen zu haben und um den
Rucksack noch tragen zu können.
Mit wie wenig man auskommen kann, lehrt die Erfahrung zahlreicher Touren oder eines unserer Wildnis-Survival Trainings.
Wir waren in Patagonien mehrere Monate unterwegs und hatten im Durchschnitt 30 kg auf dem Rücken, was anfangs eine Qual und auch später nicht angenehm aber durch den besseren Trainingszustand
durchaus machbar war. Diese Rucksäcke unterscheiden sich nur im Volumen, Hüft- und Schultergurt sowie im Tragesystem von den Trekkingrucksäcken. Da sie für Lasten von 25 kg und mehr ausgelegt
sind, muss das Tragesystem stabiler sein. Oftmals arbeiten die Hersteller mit verschiedenen Systemen, um das Gewicht noch optimaler auf die Hüfte zu bringen damit diese großen Lasten besser
getragen werden können. Lowe Alpin beispielsweise hatte einen Crossbow (Bogen aus Alu am Rucksack, der den Packsack mit dem Hüftgurt nochmals verbindet und so das Gewicht exakter darauf bringt)
bei einem Expeditionsmodell eingearbeitet. Dieses ehemalige Topmodell , der Alpamayo von Lowe begleitet mich seit nunmehr 18 Jahren. Man sieht es ihm an und langsam wird es für mich Zeit einen
neuen Begleiter zu besorgen.
Zum Thema Nummer eins in Sachen Rucksack
Wie bepacke ich das gute Stück denn nun richtig?!
Auch hier gilt der Grundsatz, soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Grob gesagt, sollte der Schwerpunkt des Rucksackes sollte möglichst mittig und rückennah liegen.
Ins Hauptfach kommen Zelt (Zeltstangen und Isomatte kann man außen anbringen), Kocher, Nahrung, Kleidung und Persönliches. Die schweren Gegenstände sollten möglichst rückennah gepackt werden, die
noch vorhandenen unausgefüllten Räume werden mit einem Biwaksack oder ähnlichem ausgestopft. Ich empfehle wirklich zu stopfen, da man so am besten Lufträume füllt, den Rucksack kompakter bepacken
kann und Platz spart. Regen- und Isolierkleidung kommt direkt als oberste Schicht in das Hauptfach, um im Falle eines Falles möglichst schnell dran zu kommen. Das Bodenfach ist für den
Schlafsack, Erste Hilfe und Regenhülle gedacht. Auch die Rolle Toilettenpapier findet bei meinem Rucksack dort ihren Platz. Das Deckelfach ist den Riegeln für die Pause, GPS und Kompass, Messer,
Reepschnüre und diversem anderen Kleinkram vorbehalten. In das Dokumentenfach kommen Impfpass, Ausweis etc.
Eine praktische Anleitung bekommt Ihr bei unseren Wildnis- und Survivaltraings.
Wir freuen uns auf Dich!